Mehr Diversität in Führungspositionen

Brauchen wir in Deutschland eine Frauenquote?

Frauen in Führungsetagen sind in Deutschland noch immer rar.

Ist eine gesetzliche Frauenquote daher sinnvoll? Wir werfen einen Blick auf die Pro- und Contra-Seite.

Die Diskussion um die Frauenquote ist in Deutschland neu entfacht. Ein aktueller Gesetzesentwurf sieht vor, dass in Vorständen börsennotierter Unternehmen mit mehr als drei Mitgliedern zukünftig mindestens eine Frau sitzen muss. Doch führt diese Neuregelung tatsächlich zu mehr Diversität in deutschen Unternehmen? Wir haben Gründe gesammelt, die dafür und dagegen sprechen.

Pro: Warum eine Frauenquote sinnvoll sein kann

In Vorständen und Führungspositionen deutscher Unternehmen sind Frauen weiterhin kaum vertreten. 2019 waren zum Beispiel nur rund 30 Prozent von Frauen besetzt. Andere europäische Länder sind diverser aufgestellt. So kletterte Lettland mit einem Frauenanteil von 46 Prozent an die europäische Spitze. Währenddessen bleibt Deutschland sogar unter dem europäischen Durchschnitt von 34 Prozent zurück.

Woran liegt das? Sollten Unternehmen nicht ein Interesse daran haben, auch Frauen in die Führungsetagen zu holen. Aktuelle Studien zeigen schließlich, dass diverse Teams produktiver arbeiten. Ein Problem lässt sich am besten lösen, wenn man es aus unterschiedlichen Perspektiven betrachtet. Das wirkt sich auch finanziell aus. In einer Studie von McKinsey kam heraus, dass bereits bei 10 Prozent mehr Frauen im Führungsteam auch der EBIT (Gewinn vor Zinsen und Steuern) um 3,5 Prozentpunkte steigt.
Da einschneidende Veränderungen jedoch weiterhin auf sich warten lassen, scheint eine gesetzliche Regelung unvermeidbar.

Grund zur Hoffnung gibt zum Beispiel die 2016 eingeführte Aufsichtsratsquote. Sie bewirkte eine positive Veränderungen in deutschen Aufsichtsräten. Bereits ein Jahr nach der Einführung überschritt der Frauenanteil die 30-Prozent-Schwelle. Im November 2020 lag er bei 35,2 Prozent. Der Frauenanteil in Vorständen entwickelte sich im Vergleich dazu weit weniger positiv.

Contra: Welche Gründe gegen eine Frauenquote sprechen

Dass Deutschland mehr Diversität in Führungsetagen benötigt, ist unumstritten. Kritiker:innen der Frauenquote fürchten jedoch, dass ein Gesetz zu einer Stigmatisierung führen könnte. Frauen in Führungspositionen wollen schließlich nicht als “Quotenfrau” gelten, sondern wünschen sich Anerkennung für ihre Leistung.

Außerdem stellt sich die Frage, ob eine gesetzliche Frauenquote tatsächlich zum gewünschten Ziel führen kann. Eine aktuelle Analyse von McKinsey zeigt, dass das neue Gesetz aktuell nur knapp 90 Frauen in eine Vorstandsposition verhelfen könnte. Von 311 börsennotierten oder paritätisch mitbestimmten Unternehmen haben lediglich 203 Unternehmen mehr als drei Vorstandspositionen zu besetzen. Die Frauenquote erreicht folglich gerade einmal eine kleine Anzahl an Unternehmen.

Strukturelle Probleme in unserer Gesellschaft legen den Frauen zusätzlich Steine in den Weg. Noch immer fehlen in den meisten Unternehmen Angebote zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Flexible Arbeitszeiten und bessere Betreuungsangebote könnten Frauen dabei unterstützen, die Karriereleiter zu erklimmen. Auch hier schreitet der Wandel nur langsam voran.

Fazit: Alternative Lösungsansätze nötig

Ob eine Frauenquote der richtige Weg zu mehr Frauen in Chefetagen ist, lässt sich nur schwer vorhersehen. Fakt ist jedoch: Eine gesetzliche Regelung wird allein nicht ausreichen, um die Karrierechancen für Frauen zu verbessern. Was es zusätzlich braucht, ist ein Umdenken auf Seiten der Firmen. Ein familienfreundliches Berufsumfeld, bessere Betreuungsmöglichkeiten und flexible Arbeitszeiten könnten hingegen für neuen Aufschwung sorgen und den Unternehmen langfristig zugutekommen.

Quellen:

https://www.mckinsey.de/news/presse/2021-01-07-frauenquote

https://www.mckinsey.com/featured-insights/diversity-and-inclusion/diversity-wins-how-inclusion-matters#

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